Veranstaltung: | Jahreshauptversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 5. Gleichstellung im Kreisverband |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 07.02.2018) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 08.02.2018, 13:47 |
TOP 5-A1: Gleichstellungsarbeit im KV Bielefeld – wir werden vielfältiger, bunter, mehr!
Antragstext
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nehmen für sich in Anspruch, die Gleichstellung auf allen
Ebenen voranzutreiben – wir fordern eine inklusive Gesellschaft, Schule, die
alle Kinder unterrichten, gleiche Gehälter und Repräsentanz von Frauen und
Männern, rechtliche Gleichstellung und ein Ende der Diskriminierung von LSBTIQ.
Schlicht: Wir wollen eine Gesellschaft gestalten, die Vielfalt als Gewinn
ansieht und sich von stereotypen Denkmustern trennen kann.
Festzustellen ist aber: Noch ist diese Gesellschaft eine Vision. Denn
verschiedene Menschen treffen Tag für Tag auf spezifische Hürden. Manche mehr,
manche weniger. Gepflogenheiten, informelle Hierarchien und Netzwerke, offene
Ressentiments und vieles mehr, machen Menschen die Partizipation schwer.
Doch es ist ein Problem, dass unter anderem Frauen, Migrant*innen, Menschen mit
Behinderung, Arbeitslose in Entscheidungsstrukturen unterrepräsentiert sind.
Ihre Perspektiven schlagen sich nicht ausreichend in Prozessen nieder, ihre
spezifischen Bedürfnisse finden kein Gehör.
Auch wir als Partei sind nicht frei von diesen wirkmächtigen Strukturen.
Informelle Gepflogenheiten und Hierarchien gibt es auch bei uns und machen
manche*r Neueinsteiger*in den Einstieg schwer. Nicht immer schaffen wir es,
Sitzungen und Kommunikationsstrukturen so offen zu gestalten, wie es nötig wäre.
Instrumente wie die Quotierung von Ämtern, Wahllisten und Redelisten sind ein
durchschlagender Erfolg. Doch wir wollen mehr erreichen, mehr Menschen
mitnehmen, einen weiteren Schritt gehen. Schauen wir auf unsere Gremien, die
Wahl der Delegierten für Parteitage, müssen auch wir feststellen: Wir sind bei
weitem nicht so vielfältig wie die Gesellschaft es ist. Und dies wollen wir
ändern.
Wir verstehen diesen Aufschlag dabei als den Beginn eines Prozesses, der
gelingen kann, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Nicht zuletzt im
Hinblick auf die 2019 anstehenden Listenaufstellungen für die Kommunalwahl gehen
wir es an!
Zunächst gründen wir eine offene Gruppe, die zum einen als Anlaufstelle für
Personen dienen sollen, die als GRÜNE in Partei und Fraktion aktiv werden wollen
und sich hierbei Unterstützung wünschen, unabhängig vom politischen
Interessensgebiet. Die Gruppe übernimmt zum einen Steuerungsfunktionen für den
Prozess und befasst sich zum anderen mit der Weiterentwicklung und Umsetzung
gleichstellungspolitischer Instrumente und Maßnahmen, in enger Zusammenarbeit
mit dem Kreisvorstand. Sie versteht sich als politisch, die Agenda wird durch
ihre aktiven Mitglieder bestimmt. Beispielsweise können verschiedenste
parteipolitische Beschlüsse oder sonstige politische Maßnahmen (bspw. Maßnahmen
der Stadt) auf ihre Auswirkung für die erwünschte Gleichstellung untersucht und
Positionen hierzu formuliert werden. Aktionen, Veranstaltungen und Fortbildungen
zu Themen der Gleichstellung könnten hier ebenso organisiert werden.
Folgende konkrete Instrumente schlagen wir für Fraktions- und Parteiarbeit vor,
um eine breitere Teilhabe zu ermöglichen:
- Wir wollen einen Mentorinnen Pool mit erfahrenen GRÜNEN Frauen aufbauen,
um Tandempartnerschaften zu vermitteln. So kann im vertrauensvollen Rahmen
Unterstützung geleistet werden. Dieses Angebot richtet sich dabei nicht
nur an Frauen.
- Flexibilisierung der Sitzungen: Für Menschen, die pflegen, kleine Kinder
haben, in anderen Orten arbeiten, oder beispielsweise nicht gut zu Fuß
sind, kann die Teilnahme an Sitzungen, die in erster Linie an dem von 8
bis 16 Uhr arbeitenden Bevölkerungsanteil ausgerichtet sind, ein Problem
darstellen. Wir streben eine Flexibilisierung dieser Sitzungen an:
Mitgliederversammlungen sollen auch mal an einem Samstagvormittag
stattfinden, die Teilnahme an Sitzungen von Kreisvorstand und Co. sollen
über eine Webinar-Software oder Videotelefonie auch von anderen Orten aus
möglich sein.
- Wir wollen die Sitzungsgestaltung flexibilisieren und über den Einsatz
verschiedener Methoden und Gesprächsformate mehr Raum für
niedrigschwelligere Diskussionen schaffen. Mitgliederversammlungen müssen
nicht immer im großen Plenum tagen; durch den Einsatz von Beamer und Co.
lässt sich das Verfolgen einer Sitzung erleichtern.
- Redeanteile: Die Quotierung der Redeliste wird in Sitzungen konsequent
durchgeführt. Zudem werden Menschen, die sich im Rahmen einer Debatte zum
ersten Mal melden, vorgezogen. Wir streben an, dass auch Berichte bei
Beibehaltung einer Quotierung erfolgen. Redebeiträge sollten bei Bedarf
begrenzt werden.
- Schriftliche Kommunikation: Wir kommunizieren unsere Positionen mehr in
einfacher Sprache und lassen uns dafür schulen. Wir prüfen für spezifische
Anlässe, mehrsprachige Angebote zu machen, zum Beispiel im Rahmen der
Wahlkämpfe
- Vor Sitzungen mit komplexeren Inhalten sollte eine Einführung anhand der
aktuellen Tagesordnung angeboten werden.
- Wir veranstalten Workshops für unsere Mitglieder, die die Gleichstellung
fördern sollen.
- Wir achten auf die Diversität unserer Referent*innen und Themen.
- Nach Möglichkeit wollen wir Veranstaltungen von
Gebärdensprachdolmetscher*innen begleiten und übersetzen lassen.
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung 2019 wird ein Bericht über die Arbeit der
Gruppe vorgestellt.
Begründung
Wir verstehen unser Konzept als Aufschlag! Wir wollen einen Prozess in Gang
setzen, der unser Bewusstsein für und unsere Wahrnehmung von Diskriminierung und
informellen Strukturen stärkt. Dieses Konzept ist nur der Anfang und liefert
noch nicht die Antworten auf alle Probleme. Einige der vorgeschlagenen
Instrumente finden und fanden schon Anwendung. Neu ist jedoch, dass wir mit der
Gruppe eine Struktur schaffen, die eine kontinuierliche Befassung mit der
Problematik ermöglicht. Dies geschieht in Rücksprache mit dem Kreisvorstand und
als Anlaufstelle auch für die Ratsfraktion, Stadtteilgruppen etc.